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Letzte Aktualisierung: 17.08.2016


Glossar - Kanalisation


Kanalisation
Unter Kanalisation versteht man Anlagen zur geordneten Ableitung von Abwässern, also Schmutzwässern, Niederschlagsabflüssen und Schmelzwässern. Sie bestehen vor allem aus Kanalnetzen (in Norddeutschland werden diese oft Siele genannt) zur Siedlungsentwässerung und zugehörigen Sammel- und Reinigungsanlagen. Die Abwässer werden durch die Kanalisation gesammelt und zu Abwasserbehandlungsanlagen (Kläranlagen) transportiert oder in Gewässer eingeleitet.

Entwässerungsverfahren
Die Abwässer, die von der Kanalisation erfasst werden, sind heute die Siedlungsabwässer von Haushalten und Kleingewerbe und zum großen Teil die Niederschlagsabwässer, die von Dachflächen und versiegelten Oberflächen abgeleitet werden. Zum Teil gelangen auch Industrieabwässer in die Kanalisation. Wegen der oft sehr speziellen Verunreinigung durch Mineralöle, Salze oder andere Chemikalien ergeben sich meistens besondere Reinigungsanforderungen.
Industrieabwässer werden deshalb vielfach in firmeneigenen Anlagen vorgeklärt, bevor sie in größere (öffentliche) Systeme eingeleitet werden.

Bestanden in Deutschland und Österreich noch bis in die 1960er Jahre hinein (in den ländlichen Gebieten bis in die 1990er Jahre) viele Hausfäkalkanäle aus Senkgruben und Sickergruben, so wurde in den letzten Jahrzehnten von den Kommunen viel investiert, um diese Hausanlagen in Ortskanalisationen zusammenzufassen und die Abwässer Kläranlagen zuzuleiten. Das öffentliche Kanalnetz besteht aus Kanälen, Schächten, Sonderbauwerken (Regenüberlaufbecken, Pumpstationen, Kurvenbauwerken, Auslässen usw.) sowie, satzungsabhängig, Anschlussleitungen bis zu Grundstücksgrenzen bzw. Revisionsschächten.

Typen nach Abfluss
Nach dem Abfluss unterscheidet man folgende Entwässerungssysteme:
Mischsystem (Mischkanalisation)
Haus-, Industrie und Niederschlagsabwässer werden gemeinsam abgeführt.
Modifizierte Mischkanalisation
Schmutzwässer sowie behandlungsbedürftige Niederschlagsabwässer werden zusammen abgeführt. Nicht behandlungsbedürftige Niederschlagsabwässer werden vor Ort versickert.
Trennsystem (Trennkanalisation)
Schmutzwässer werden in einem Kanal abgeführt, Niederschlagsabwässer in einem separaten Kanal. Wegen der in der Regel geringen Schmutzfracht von Regenwässern werden diese meistens direkt in Gewässer eingeleitet und nicht in Kläranlagen behandelt.
Erweiterte Trennkanalisation
Schmutzwässer und behandlungsbedürftige Niederschlagsabwässer werden in separaten Kanälen abgeleitet. Nicht behandlungsbedürftige Niederschlagsabwässer werden vor Ort versickert.
Sonderverfahren
Bei abgelegenen Gebäuden oder Siedlungen können, abhängig von Abwasseraufkommen und -beschaffenheit, auch Druck- oder Vakuumentwässerungsverfahren und Speicherung in abflusslosen Sammelgruben mit Entsorgung durch Fahrzeuge zur Entsorgung der Abwässer verwendet werden. Auch bei der örtlichen Abwasserreinigung durch Kleinkläranlagen (Tropfkörper, Belebtschlammverfahren, Pflanzenkläranlagen und Rieselfelder (Abwasserverrieselung)) sind Zuleitungskanäle erforderlich.

In Deutschland überwiegt bis heute die Mischkanalisation, mit der etwa 60 % der Siedlungsgebiete aller Einwohner entwässert werden. Beim Neubau von Anlagen wird vor allem in Wohngebieten die Trennkanalisation verwandt. Auch wandelte sich die Entwässerungskonzeption in den letzten Jahren. Von der ableitungsorientierten Sicht und im Sinne einer wirtschaftlichen und ökologischen Sichtweise gewinnt die dezentrale Regenwasserversickerung vor Ort zunehmend an Bedeutung.

Typen nach Größe
Nach der Größe unterscheidet man:
Hauskanalisation
Rohrdurchmesser DN 100 (10 cm) bis DN 200 (20 cm)
Zu ihr gehören Ausgüsse, Toiletten, Dachentlüftungen und hausinterne Gullis (die Entwässerungsgegenstände). Die Hauskanalisation wird in das öffentliche Kanalnetz entsorgt oder mündet in Abwasserreinigungsanlagen beziehungsweise abflusslosen Sammelgruben in der unmittelbaren Nähe des zu entwässernden Objektes. Die Entwässerungsgegenstände eines Hauses werden über Geruchsverschlüsse (z.B. Siphon) angeschlossen und zu den Fallrohren entwässert. Die Fallrohre münden in den Grundkanal, der das Abwasser zum Hausanschlussschacht leitet. Eventuell ist eine Abwasserhebeanlage für tiefliegende Geschosse erforderlich. Um Schäden durch Rückstau aus dem Kanalnetz und daraus resultierende Überflutungen zu vermeiden, sollten alle Entwässerungsgegenstände über der Rückstauebene (zumeist die Strassenoberkante, da bei Überlastung der Ortskanalisation das Abwasser über die Schächte austritt und daher der Wasserspiegel im Ortskanal nur bis dort ansteigen kann) angeordnet sein. Rückstausicherungen sind für Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene vorzusehen, sind jedoch nicht völlig zuverlässig, wenn diese nicht den einschlägigen Normen entsprechen. Da im Gebäude die Entwässerung nach dem Trennsystem zu erfolgen hat, darf die Fallleitung der Dachrinnen nicht auf die Grundleitung geschlossen werden. Dieses geschieht am besten im Revisionsschacht. Die Fallrohre sind über Dach zu entlüften, um ein Leersaugen von Geruchsverschlüssen zu verhindern sowie eine Abführung der Gerüche aus dem Kanalnetz zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollten auch in Grundkanälen keine Geruchsverschlüsse vorgesehen sein.
Beim Hausanschlussschacht bzw. im Entwässerungsnetz sollten Reinigungsöffnungen angeordnet werden. Als Material der Hauskanalisation wird zumeist Kunststoff, Grauguss oder Steinzeug eingesetzt. Die Materialwahl richtet sich nach der Aggressivität des Abwassers, dem Rohrdurchmesser, der Verarbeitung und den Kosten.
Ortskanalisation
Rohrdurchmesser DN 250 (25 cm) bis DN 800 (80 cm)
Zu dieser gehören die Anschlusskanäle, die in Straßenkanäle münden, die zu Neben- und Hauptsammlern zusammengeführt werden. Die Hauptsammler leiten die Abwässer einer Kläranlage zu. Neben dem Leitungsnetz gibt es Speicherbecken sowie Regenüberläufe und Regenbecken, die direkt in Vorfluter münden. Sind (vor allem im ländlichen Bereich) längere Strecken zu überwinden, werden oft Pumpwerke angeordnet, um die Rohrquerschnitte kleiner halten und Höhenunterschiede überwinden zu können.

Kanäle
Üblicherweise weisen Abwasserkanäle ein Gefälle von 0,1 bis 2 % auf und eine Nennweite zwischen 200 mm (bzw. DN 250 nach den neueren technischen Regeln) und z. T. mehreren Metern auf. Die Kanäle sind in der Regel als so genannte Freispiegelleitungen ausgeführt, d.h. der Wasserstand im Rohr liegt unter dem Rohrscheitel; die Kanäle sind nur in Ausnahmefällen komplett mit Abwässern gefüllt (z.B. bei starken Regenereignissen bei Misch- oder Regenwasserkanalisation). In Sonderfällen (geringes Gefälle im Einzugsgebiet oder Transportleitungen) werden Unterdrucksysteme oder Druckleitungen verwendet. Ist das Rohrgefälle zu gering oder es sind Steigungen zu überwinden, müssen zusätzliche Pumpenanlagen vorgesehen werden. Zwischen längeren Rohrabschnitten liegen Kontrollschächte. Die Leitungen haben im Vergleich zu Trinkwasserleitungen große Querschnitte. Hauptabwassersammler in Ballungsräumen können begeh- und teilweise sogar mit Booten befahrbar (z.B. das Geest-Stammsiel bei den Hamburger Landungsbrücken) ausgeführt sein. Für entlegene Ansiedlungen (z.B. abgelegene Gehöfte, Wochenendhaussiedlungen) werden in Ausnahmefällen auch Druck- oder Vakuumentwässerungen, oder um lange Kanäle zu vermeiden, dezentrale Kleinkläranlagen angewandt.
Kanäle werden heute in den verschiedensten Materialien wie Faserbeton, Steinzeug, Kunststoff oder Beton ausgeführt. Früher wurden Kanäle häufig aus Ziegeln aufgemauert oder in Keramikrohren ausgeführt. Faserbeton ist im heutigen Kanalbau nicht mehr üblich.

Organisation und Kosten
Deutschland
Der Bau und die Unterhaltung der öffentlichen Kanalisation und der öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen (Kläranlagen) obliegen dem "Abwasserbeseitigungspflichtigen", im Regelfalle der jeweiligen Kommune. Diese kann die Abwasserbeseitigungspflicht einem Dritten, z.B. einem Abwasserzweckverband übertragen.
Für Neuanschlüsse an eine öffentliche Kanalisation kann je nach Abwassersatzung ein Anschlussbeitrag zu entrichten sein. Die Benutzungsgebühren werden bei Anschluss an ein zentrales Abwassernetz meistens nach dem Trinkwasserverbrauch abgerechnet. Bei dezentralem Anschluss (Kleinkläranlage) wird gemäß der abgefahrenen Fäkalschlammmenge abgerechnet.

Frankreich, Paris
Der Bau der Pariser Kanalisation nach 1850 vor, allem durch/unter G. E. Baron Haussmann, war ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt. Das ganze System erstreckt sich über 2.100 km (das Metro-Netz hat nur eine Länge von 300 km). Es entstand ein doppeltes Wassernetz unter der Erdoberfläche mit Leitungen für Frisch- und Abwasser. Zahlreiche, unterschiedlich große Reservoirs wurden unterirdisch mitten in der Stadt zur Regulierung des Wasserstandes gebaut. Ein hygienisches Problem waren die vielen, immer wieder überfluteten Friedhöfe in der Stadt, die in die Katakomben "verlegt" wurden.

Österreich
Die Errichtung, Erhaltung und Betrieb von Abwasserbeseitigungsanlagen erfolgt durch Einzelpersonen, Betriebe und Unternehmungen, Wassergenossenschaften, Kommunen und Wasserverbände.
Die Verrechnung der Kanalisationskosten ist in Österreich Gemeindesache. Grundsätzlich gibt es für die laufenden Gebühren der Abwasserkanalisation zwei Verrechnungsmodelle:
nach der Fläche der angeschlossenen Gebäudegeschoße (mehr im ländl. Raum)
nach dem Wasserverbrauch aus der Trinkwasserleitung (siehe Trinkwasser und Wasserverteilungssystem, dieser Verteilungsschlüssel wird vermehrt im städtischen Bereich angewandt).
Außerdem sind beim Neuanschluss Anschlussgebühren zu entrichten.

Wasserdruckprüfung
Mit der Wasserdruckprüfung nach DIN EN 1610 können Abwasserkanäle auf Dichtheit geprüft werden. Dazu werden alle Öffnungen des zu prüfenden Kanalabschnittes verschlossen und luftfrei mit Wasser gefüllt. Der erforderliche Prüfdruck wird mit Hilfe einer in der Kanalsohle installierten Druckmessung eingestellt und nach einer Wartezeit von üblicherweise einer Stunde (zur Wassersättigung der Rohrwand bei Zementwerkstoffen), kann mit der Prüfung begonnen werden. Der Prüfdruck entspricht dem Wasserdruck, der sich durch die Wassersäule im Schacht bis zur Schachtoberkante ergibt. Er sollte mindestens 0,1 bar und maximal 0,5 bar am Rohrscheitel betragen. Der Prüfabschnitt ist dicht, wenn die innerhalb einer halben Stunde gemessene Wasserzugabe, die erforderlich ist, um den Prüfdruck zu erhalten, die festgelegten Werte nicht überschreitet!
0,15 l/m2 Rohrwandfläche für Rohrleitungen
0,20 l/m2 Rohrwandfläche für Rohrleitungen mit Schächten
0,40 l/m2 Rohrwandfläche für Schächte
Die wiederkehrende Dichtheitsprüfung alter Kanäle wird mit geringeren Prüfdrücken durchgeführt (um 0,05 bar). Der maximale Prüfdruck soll nicht mehr als 5 Meter Wassersäule betragen. Die zulässigen Wasserverluste entsprechen dem ATV-Merkblatt M143 Teil 6


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