Glossar - Geschichte
Mit der Bildung von zusammenhängenden Siedlungen entstanden Probleme
durch Abfälle, Abwässer und Überflutungen. Deren einfache Entsorgung war
ein Hauptgrund für die Entstehung von Siedlungen an Bächen und Flüssen;
dadurch konnte die natürliche Vorflut zur Ableitung genutzt werden.
Um Flut- und Regenwasser schnell und aus hygienischen Gründen Abwasser
geordnet ableiten zu können, entwickelten sich schon vor langer Zeit erste
Kanalisationen. Bei der Schwemmkanalisation wurden Abfälle und Abwässer
durch Wasser weggespült. Meistens dienten dazu Regenwasser oder aber auch
natürliche Gewässer. Entwässerungskanäle liessen sich bereits 3.000 v. Chr.
im Euphrattal nachweisen. Schon zu Zeiten der Römer wurden
Schwemmkanalisationen verwandt, meistens handelte es sich dabei allerdings
um offene Gerinne, wegen des hohen Bauaufwandes waren Abwasserrohre selten.
Die bekannteste römische Kanalisation ist die Cloaca Maxima in Rom.
Ein Rest einer unterirdischen, römischen Abwasserkanalisation ist in der
Kölner Altstadt noch heute begehbar.
Im frühen Mittelalter ging das Wissen um die hygienische Bedeutung einer
geordneten Abwasserentsorgung weitgehend verloren, weshalb es über
Jahrhunderte hinweg zu verheerenden Pest- und Choleraepidemien kam.
Erst in der Neuzeit wurde in den aufgrund der Industrialisierung stark
gewachsenen Städten eine geordnete Abwasserentsorgung essentiell. Im Jahre
1739 war Wien als erste Stadt Europas erstmals vollständig kanalisiert.
Erst ab 1842 wurde in London mit dem Bau des Kanalisationssystems begonnen.
Das erste moderne Kanalisationssystem auf dem europäischen Festland entstand
ab 1856 in Hamburg nach dem Großen Brand von 1842.
Am Beispiel von Berlin lassen sich vier Phasen der modernen Wasserwirtschaft
in Ballungszentren unterscheiden: 1856-1874, 1874-1900, 1900-1925, 1925-1940.
Der Beginn einer zentralen Wasserversorgung konnte bereits in der ersten Phase
durch ein englisches Privatunternehmen realisiert werden. Übernahme des
Wasserwerks in städtische Hand 1874. Danach der Ausbau zu einer
flächendeckenden Grundversorgung bis 1900. Der Auf- und Ausbau eines
leistungsfähigen Kanalisationssystems begann dagegen zeitversetzt in der
zweiten Phase. In Berlin vermieden längere empirische Untersuchungen unter
der Leitung Virchows schwerwiegende technische Fehler bei der Konzeption und
dem Bau der Kanalisation und hohe Fehlinvestitionen, wie etwa in Frankfurt,
Düsseldorf, Essen und Münster geschehen. Die Entwicklung der biologischen
Abwasserreinigung und des Belebtschlammverfahrens folgte in den Jahren
1900-1940.
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